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Hier findet Ihr verschiedene Texte zur Diskussion über die Wahlaltergrenze. Da die uns unterstützenden Organisationen dazu verschiedene Ansichten vertreten, kommen hier auch verschiedene Standpunkte zu Wort.
Auch an Euren Anregungen bzw. Eurer Kritik sind wir interessiert.
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"Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten!"

Wie kann man eine überaus kritische Einstellung gegenüber dem Staat mit der Forderung nach Mitbestimmung in Einklang bringen?

Wenn mensch für das Wahlrecht einer benachteiligten Gruppe kämpft, wird mensch gelegentlich mit der Auffassung konfrontiert, dass die Wahlveranstaltung eine einzige Volksverarsche sei. Diese Ansicht deutet auf ein sehr geringes Ansehen der Funktionsweise des Staates bei der Bevölkerung hin; von Ignoranz bis zu einer gezielten Herrschaftspolitik gegen die eigene Bevölkerung wird dem Staat vieles vorgeworfen. Das mag mehrere Ursachen haben, die Folge ist meistens der Wunsch nach einer freieren Gesellschaft und mehr Eigenverantwortlichkeit oder auch die eher rechtspopulistische Forderung nach einer "starken Hand", die uns führen solle. Doch bedeuten Fehler im System, dass dieses absolut unbrauchbar sei? Wahlen und Abstimmungen sind doch prinzipiell gut; wer möchte nicht die Qual der Wahl haben?

Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder

Überlegen wir mal, was passieren würde, wenn Kinder das Recht auf Mitbestimmung rein formell erstmal hätten: Das Selbstbewusstsein der jungen Leute als gestaltende Subjekte wird stärker, sie beginnen, sich als politische Wesen wahrzunehmen und sensibler auf ihre Rechte achten. Es entwickeln sich eigene Formen und Ausdrucksmittel der Jugendlichen, mit Politik umzugehen. Kinder und Jugendliche könnten auch außerhalb der Bundestagspolitik als vollwertige Mitglieder an Initiativen mitwirken und sich einbringen (Familie, Schule, Kiezgestaltung etc.), auch weil die Politiker die Stimme der jungen Menschen nicht verlieren wollen. Und es würde ein breiter Diskussionsprozess über die Rechte von Kindern und über Gleichberechtigung zwischen Kindern und Erwachsenen losgetreten werden und Auswirkungen auf sämtliche Bereiche haben: Schule, damit verbunden auch Arbeitswelt, Jugendschutz, Wehrpflicht, Erziehung. Der gesellschaftlichen Debatte über die Beziehung der Generationen würden neue Anreize gegeben. Wenn das System also demokratischer werden würde, könnten Kinder letztendlich ebenfalls dran teilhaben.

Wahlverweigerung

Von manchen Menschen kommt gelegentlich der Einwand, dass die Wahlbeteiligung der Kinder Entscheidungen, mit denen sie nicht einverstanden sind, zusätzlich legitimieren würden. Das stimmt, aber das ist ebenfalls bei der Erwachsenenwahlbeteiligung so. Selbst wer die Wahlen in unserem Parlamentarischen System ablehnt und zu deren Boykott aufrufen möchte, sollte sich Gedanken über die Wahlberechtigung von Unter18jährigen machen. Denn wer kein Wahlrecht hat, könnte auch an einem Boykott nicht teilnehmen.

Ich halte es für fatal, Leuten Rechte vorzuenthalten, die sie in einer demokratischeren Gesellschaft auch haben müssten. Beteiligung ist in der Politik und vor allem in anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig für eine Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Die Aufhebung der Altersgrenzen wäre ein Beweis für eine Anerkennung der Würde des Kindes. Ohne dieses Anerkennung wird es das Wahlrecht für Kinder wohl kaum geben. Allerdings ist die Bevölkerung dieses Landes noch ein gutes Stück von eben dieser Anerkennung entfernt.

Sabine Steldinger arbeitet mit bei den KinderRÄchTsZÄnkern in Berlin.
Sie ist 18 Jahre alt.

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